Linux Studio Distributionen im Überblick

Nachdem ich mich letztens schon mal mit Linux beschäftigt hatte, habe ich mich diesmal auf die Suche nach Linux Distributionen gemacht, die als Studio Software geeignet erscheinen. Hierbei kam es mir vor allen Dingen darauf an, dass sie möglichst viele Programme, die in einem Musik Studio benötigt werden, beinhalten und zudem auch einfach zu installieren und zu bedienen sind. Und nicht zu vergessen, dass diese Distributionen auch noch in einigen Jahren verfügbar sind und es Updates gibt. Hier das subjektive Ergebnis:

Zunächst möchte ich noch erwähnen, das es mehr als 270 verschiedene Linux Distributionen gibt. Vielleicht gibt es ja noch die eine, oder andere, die hier nicht aufgeführt ist.

Liste:

  1. Ubuntu Studio
  2. Av Linux
  3. Fedora Jam
  4. Gentoo Decibel Linux
  5. Libra ZIK
  6. GeekosDaw

Wie wurde getestet?

Zunächst wurden die ISO Images auf einen USB Stick geschrieben und danach auf eine Festplatte installiert. Zumindest, soweit es möglich war.

 

Ubuntu Studio:

Ubuntu Studio ist in der Version 24.04 erschienen und basiert auf der aktuellen Version von Ubuntu. Die Studio Verson enthält einige Tools, die für die Musik- und Video Produktion benötigt werden. Allerdings ist „nur“ freie Software enthalten. Damit kann man schon einiges anfangen. Will man jedoch auch Software nutzen, die normalerweise unter Windows läuft, muss man Hand anlegen und auch einige Programme nachinstallieren, was teilweise nur über die Konsole geht. Noch ein Hinweis: Wer in nächster Zeit Studio One von PreSonus, welches noch in der Mache für Linux ist nutzen will, der braucht auf jeden Fall Ubuntu, oder halt Ubuntu Studio.

 

AV Linux:

AV Linux ist die umfangreichste Distribution, was die enthaltenen Programme, aber auch die Hilfsmittel angeht. So können VST Plugins, die für Windows gedacht sind, relativ einfach auch in AV Linux verwendet werden.

 

Fedora Jam:

Fedora hat in etwa die gleichen Programme an Bord, wie Ubuntu Studio, basiert aber auf Red Hat. Bei der Installation auf Festplatte wurde die Version 37 installiert. Danach kamen drei Updates auf 38, 39 und 40. Das ist nicht gerade ein Zeichen dafür, dass die zahlreichen Spezialdistributinen, die Fedora anbietet, auch zeitnah gepflegt werden. Aber immerhin kamen ja die Updates automatisch.Hier gefiel mir der Desktop am besten.

Gentoo Decibel Linux:

Hier muss zunächst Gentoo installiert werden und darauf dann „decibel“. Das geht über Konsolenbefehle. Beim Versuch Gentoo zu installieren, musste ich feststellen, dass die Macher wohl im letzten Jahrhundert stehen geblieben sind. Man kann zwar eine ISO Datei auf einen USB Stick installieren und damit booten, aber was danach kommt, ist Steinzeit! Man muss über die Konsole die für die Installation vorgesehene Festplatte in mehrere Teile partitionieren. Danach erst kann mit der eigentlichen Installation begonnen werden. Dazu gibt es ein Handbook in englisch, was man auf der Gentoo Webseite öffnen, oder herunter laden kann. Wer sich das antun will, soll es machen. Ich habe auf so etwas keinen Bock und für Um- und Einsteiger in die Linux Welt ist das nicht geeignet.

Libra ZIK:

Um LibraZik zu installieren, braucht es zunächst eine Debian Installation, auf die LibraZik dann aufsetzt. Debian erkennt nur sehr schlecht WLAN Adapter. Von daher sollte der Rechner über LAN verbunden werden. Das habe ich dann sein gelassen, da es für Um- und Einsteiger in die Linux Welt zu umständlich ist.

GeekosDaw

GeekosDaw setzt auf OpenSuse Leap auf. Also läd man sich zunächst die OpenSuse Leap ISO Datei herunter und istalliert diese auf einen USB Stick. Von da kann man die Installation auf Festplatte starten. Ist das fertig, geht man auf die Webseite von GeekosDaw. Dort findet sich eine Schaltfläche „Start“. Wenn man darauf klickt, startet die Installation automatisch. Danach findet sich im Dateimanager ein Eintrag GeekosDaw, wo man dann die eigentlichen Programme installieren kann. Auf der Webseite findet sich ein Link, um OpenSuse Leap herunter zu laden. Das ist sinnvoll, denn ich habe festgestellt, dass die Installation von GeekosDaw auf der neusten OpenSuse Leap Version nicht funktioniert. Ansonsten würde ich von GeekosDaw abraten, da viel zu wenig installiert wird, was man als Musiker für eine Studio Umgebung benötigt.

Damit sind wir bei den Kandidaten die durchgefallen sind:

Als erstes natürlich Gentoo Decibel Linux. Wer hat schon Lust als Einsteiger so etwas zu installieren?

Dann folgt LibraZik. Es wird nicht nur die WLAN Verbindung nicht erkannt, sondern diese Distro hat viel zu wenig Inhalt, sodas man auch hier eine Menge nachinstallieren muss.

Zuletzt GeekosDaw. Auch hier fehlt eigentlich alles, um eine vernünftige Studio Umgebung zu bekommen.

Diese Kandidaten konnten zumindest einigermaßen überzeugen:

Ubuntu Studio bringt einiges an nützlichen Dingen auf den Rechner, allerdings muss auch hier nachinstalliert werden. Das geht teilweise über die Paketverwaltung (Unter Linux nennt man Apps Pakete). Yabridge zum Beispiel muss aber per Terminal installiert werden. Vorteil ist aber die Stabilität und die regelmäßigen Updates.

Auch bei Fedora Jam bleibt einem nicht erspart, einige Pakete nach zu installieren. Da es in der Jam Version zu massenhaften Updates kam, bevor ich die nötigen Pakete nachinstallieren konnte, liegt Ubuntu Studio noch weiter vorne. Stabil ist Fedora auch, aber es scheinen die regelmäßigen Updates zu fehlen.

Der Sieger:

Der Sieger ist für mich ganz klar AV Linux. Hier gibt es kaum etwas, was nicht schon im Download enthalten ist. Im Gegenteil ist z.B. Yabridge vorkonfiguriert und mit einer GUI versehen worden. So lässt es sich komfortabel einrichten.

Der leere Startbildschirm von AVLinux.

Die Anordnung der Icons unten und an der rechten Seite gefiel mir nicht, deshalb habe ich sie alle in die untere Taskleiste plaziert. Des weiteren wird dann dieses Fenster angezeigt, in dem man bequem die Einstellungen für Wine, Yabridge und Pipewire, sowie noch einiges andere erledigen kann.

Hier die Einstellungen für Yabridge und Wine.

In Pipewire kann die Buffergröße (maßgebend für die Latenz) und die Samplerate eingestellt werden.

Das ist Ardour mit abgekoppelter Mixeransicht auf zwei Monitoren.

Fazit zu AV Linux:

Diese Linux Distribztion bietet dem Ein- und Umsteiger eine weitgehend komplette Lösung für ein Musikstudio. Natürlich wird man, je nach Bedürfnis und Erfordernis noch das eine, oder andere Programm istallieren wollen, oder müssen. Aber für den Anfang ist man schon ganz gut aufgehoben und kann sich einen Überblick zum Linux Betriebssystem verschaffen.

Was mir nicht so sehr gefällt, ist die teiweise recht unübersichtliche Aufteilung der Menüstruktur. Aber daran wird man sich mit der Zeit gewöhnen.

Fazit insgesamt:

Wer den Ein- oder Umstieg auf Linux vor hat, sollte sich zunächst die verschiedenen Distributionen anschauen, also einen bootfähigen USB Stick erstellen, von diesem booten und Linux dann erst einmal ansehen. Zudem steht die Frage im Raum, ob man unbedingt so eine Studio Version braucht. Man kann auch eine „einfache Version installieren und bei Bedarf das nachinstallieren, was man braucht, oder möchte. So oder so, da Microsoft und Apple immer mehr dazu übergehen, Daten zu sammeln, die wir auf unseren Rechnern produzieren, ist Linux sicherlich eine Alternative.

 

Kommentare sind geschlossen.