Testbericht- PreSonus Studio One 4.0 Professional

Drei Jahre nach Erscheinen der Version 3.0 und etlichen, kostenlosen Updates, hat PreSonus die Version 4.0 seiner Studio One DAW vorgestellt und schon ist das Geschrei im Netz groß, was nicht noch alles in dieses Update hineingepackt hätte werden sollen. Anderen ist der Preis für das Update zu hoch. Andererseits gab es aber auch schon eine Reihe an positiven Meinungen. Was gibt es denn an Neuerungen in in der Version 4.0? Darüber soll dieser Test Aufschluss geben. Wer Studio One noch gar nicht kennt, kann gerne meinen Testbericht zur Version 3.0 lesen, um sich einen weiteren Überblick zu verschaffen.


Download und Installation:

Für die Installation wird zunächst der Installer herunter geladen und ausgeführt. Dieser hat eine Größe von 135 MB (Windows Version). Bei der Installation des Updates werden die Einstellungen für Audio und Midi, sowie die Pfade zu den PlugIns übernommen. Letztere werden auch noch einer Prüfung unterzogen, die je nach Menge der installierten PlugIns auch länger dauern kann. Ein installiertes Melodyne wird ebenfalls erkannt und eingebunden. Auf der Festplatte sollten etwa 5 GB freier Speicherplatz vorhanden sein.

Bei einer Neuinstallation wird zunächst ebenfalls der Installer ausgeführt. Danach muss dann der weitere Content installiert werden. Hier ist die Beschreibung auf der PreSonus Webseite etwas irreführend, denn es müssen nicht alle Pakete einzeln von der PreSonus Webseite herunter geladen und installiert werden. Nachdem das erste Paket auf dem Rechner ist, macht man darauf einen Doppelklick. Es erscheint ein Fenster, in dem alle Pakete aufgelistet sind. Hier kann man sich aussuchen, ob wirklich alles installiert werden soll, oder zunächst nur einzelne Pakete. Auch Melodyne ist in der Liste aufgeführt. Die Seriennummer hierfür erhält man gesondert, nachdem man Studio One erworben hat. Für eine Vollinstallation sollten mindestens 37 GB auf der Festplatte zur Verfügung stehen.

Die Neuerungen:

Kontrast Einstellungen:

Ein Kriterium, das nicht unterschätzt werden sollte, ist die Benutzeroberfläche. Ist diese geeignet, um die Ermüdung der Augen so gut wie möglich zu verhindern, oder eher das Gegenteil? Und was ist, wenn sich die Lichtverhältnisse im Raum, in dem der Rechner steht, verändern? Das Studio One Team hat sich dazu Gedanken gemacht und die Möglichkeiten in den Einstellungen vergrößert. Je nach Lichtbeschaffenheit im Raum, oder auch persönlichen Befindlichkeiten kann man nun die Helligkeit, den Kontrast und die Sättigung breit gefächert einstellen. Links ist der entsprechende Menupunkt unter "Optionen" zu sehen. Es stehen auch weiterhin verschiedene Presets zur Auswahl, mit denen sich die Benutzeroberfläche individualisieren lässt. Die Einstellung, ob im Mixer die Farben der einzelnen Spuren übernommen werden sollen, oder nicht, kann aktiviert, oder abgeschaltet werden.

Hier ist das Farbschema quasi invertiert und es erscheint schwarze Schrift, auf weißem Hintergrund.

Ebenfalls in den Einstellungen kann jetzt festgelegt werden, ob die Spurfarben auch auf die Kanalzüge im Mixer angewendet werden sollen. Normalerweise ist die Funktion deaktiviert. Bei der Normaleinstellung sind die Kanalzüge nur oben und unten farbig abgesetzt.

Hier habe ich beide Mixerdarstellungen zusammengefasst. Oben die normale Darstellung und unten die eingefärbten Kanalzüge.

Chord Track:

Wer mit anderen Musikern zusammenarbeitet, kennt vielleicht das Problem: Welche Akkorde hat der Kollege, die Kollegin da gespielt? Das ist jetzt kein Problem mehr, denn man kann nun so genannte Chord Tracks generieren. Dazu wird beispielsweise die Piano-, oder Gitarrenspur angeklickt und ein Chord Track generiert. Studio One erkennt die Akkorde und zeigt diese oberhalb der Spuren und unten in der entsprechenden Spur an. Damit aber nicht genug! Klickt man einen der Akkorde an, öffnet sich ein Popup Fenster und der Akkord kann gegen einen anderen ausgetauscht werden. Oder man transponiert gleich alle Akkorde, welche in der Spur vorhanden sind. Mit einem Doppelklick in die Spur erscheint unten ein Bereich, in dem man, ähnlich wie beim Pianoroll, die Akkorde innerhalb der Takte bearbeitet kann. Das ist hilfreich, wenn innerhalb der Takte nicht ganz sauber gespielt wurde. Alle Aktionen die hier ausgeführt werden, können, solange nicht gespeichert wird, wieder rückgängig gemacht werden.

Hier habe ich eine Gitarrenspur geladen und einen Chord Track generiert. Die Akkorde wurden erkannt und sind nun gut sichtbar oben angeordnet. Im unteren Bereich der Benutzeroberfläche kann man, nach einem Doppelklick in die Spur, noch Anpassungen vornehmen. Wenn man die Spur staucht, also nach links zusammenschiebt, ändert sich auch das Tempo, es wird langsamer. Zieht man die Spur wieder auf die Ausgangsbreite, hat sie wieder das originale Tempo.

Klickt man nun in der Anzeige der Akkorde einen davon an, erscheint dieses Popup, in dem man den Akkord einfach gegen einen anderen austauschen kann. Es lassen sich aber auch alle Akkorde in der Spur transponieren. Wie schon weiter oben beschrieben, sind alle Schritte, die hier gemacht werden, rückgängig zu machen, solange man die Änderungen nicht speichert.

Impact XT:

Dieses PlugIn wurde komplett überarbeitet.

Es stehen auf 2 Ebenen jeweils 8 Slots zur Verfügung, womit sich verschiedenste Drumset zusammen stellen lassen, um nur eine Möglichkeit zu nennen. Klickt man rechts oben auf das PreSonus Logo wir die Oberfläche farbig dargestellt, wobei sich die Farbe bei jedem Klick verändert, bis man wieder bei der Standardfarbe angelangt ist.

Sample One XT:

Auch dieses PlugIn wurde überarbeitet und bietet nun noch mehr Möglichkeiten, vor allen Dingen, was die Synthese und die erweiterten, verfügbaren Wellenformen angeht. Zudem wird die Bearbeitung von Patterns immens erleichtert.

Pattern:

Musiker, die gerne mit Pattern arbeiten, werden von den neuen Möglichkeiten der Bearbeitung profitieren. Pattern können in einer Instrumentenspur angelegt werden. Sind Akkorde enthalten, kann auch ein Chord Track davon erzeugt werden.

Ich habe hier zwei Pattern in einer Instrumentenspur erzeugt. Beide können dann, unabhängig von einander bearbeitet werden.

Pianoroll:

Wird der Pianoroll Bereich aufgerufen, ist es nun möglich, mehrere Instrumentenspuren gleichzeitig anzeigen zu lassen.

Hier sind drei Spuren im Pianoroll geladen. Welche Spuren zusammen angezeigt werden sollen kann ganz links eingestellt werden. Der Zoombereich der Spuren und der Anzeige im Pianoroll kann nun synchronisiert werden.

Notizen in den einzelnen Spuren:

In der Version 4 von Studio One kann man nicht nur Notizen zu einem ganzen Song hinterlegen, sondern auch jeder einzelnen Spur eine Notiz verpassen. Diese Notiz wird, falls aktiviert, auch im Mixerbereich angezeigt.

ARA 2:

PreSonus war aktiv an der Entwicklung von ARA 2 beteiligt. ARA 2 wird in der neuen Version von Melodyne enthalten sein, welche in der zweiten Jahreshälfte erscheinen wird.

Das AAF Format:

Durch die Unterstützung des AAF Formates können nun ganze Songs, oder einzelne Spuren aus anderen DAWs und Filmbearbeitungsprogrammen übernommen werden. Ein Austausch ist derzeit mit folgenden Programmen möglich: Pro Tools (nur Mono Spuren), Logic, Nuendo, Final Cut Pro, Premiere und noch ein paar anderen. Da ich keines dieser Programme besitze, habe ich einen Demosong aus Mixcraft 8 als Einzelspuren im WAV Format exportiert und diese Spuren dann in Studio One 4.0 in einen Song eingefügt. Dann habe ich die Datei zunächst als Song gespeichert. Danach wurde die Datei im AAF Format in den gleichen Ordner exportiert, in dem sich auch die Song Datei befindet. Dann habe ich einen neuen, leeren Song geöffnet und konnte die AAF Datei durch einfaches hineinziehen aus dem Ordner öffnen. Jetzt könnte ich noch weitere Spuren einspielen und den Song dann wieder im AAF Format an ein Studio, oder einen anderen Musiker weiter geben.

Import von Studio One Songs:

Auf dem nachstehenden Screenshot ist eine weitere Neuerung zu sehen, die das interaktive arbeiten erleichtert. Dabei handelt es sich um den Datenimport aus Studio One Songs. Hier kann anhand verschiedener Parameter ausgewählt werden, was genau importiert werden soll. Einzelne, oder alle Spuren, etc. In der Mitte das Fenster mit den Importmöglichkeiten. Ist der Song geladen, können die Spuren auch links, im Infofenster, angezeigt werden.

Riffle Edit:

Verschiebt man in einer Spur einen Abschnitt, oder kürzt ihn, bleibt der Rest an seinem Platz. Das macht dann ganz schön Arbeit, will man die einzelnen Abschnitte einer Spur wieder korrekt zusammenfügen. Ist der Riffle Edit Modus aktiviert, werden nun, in einem solchen Fall, die nachfolgenden Teile einer Spur, automatisch an das Ende des bearbeiteten Abschnitts verschoben. Im nachstehenden Screenshot ist die Funktion Rot markiert.

Fazit:

Nach dem ersten Start von Studio One 4.0 Professional, hatte ich ein virtuelles Instrument geladen und erhielt die Fehlermeldung: "Ein schwerer Ausnahmefehler ist aufgetreten, bitte schließen Sie die Anwendung." Na toll, dachte ich mir, das fängt ja gut an. Allerdings habe ich nicht die Anwendung, also Studio One, geschlossen, sondern nur die Anzeige mit der Fehlermeldung und ich konnte dann ganz normal weiter arbeiten. Seither gab es keine weiteren, unliebsamen Ereignisse und Studio One lief bisher stabil.

Studio One 4.0 bringt einiges an neuen Möglichkeiten mit, die nicht nur dem kassischen Songwriter, sondern auch, auf Beats stehenden Musikern, entgegen kommen. Die Möglichkeiten des Im- und Export von ganzen Dateien aus und in andere Programme ist nun Dank der Unterstützung des AAF Formats möglich, sodas ein interaktives Arbeiten, mit anderen Musikern und Studios erleichtert wird. Gleiches gilt auch für die neuen Import Möglichkeiten bei Studio One Song Dateien. Außerdem wird sich die aktive Mitarbeit von PreSonus am neuen ARA 2 Format mit dem, für die zweite Jahreshälfte geplanten Update für Celemony Melodyne in neuen Funktionen niederschlagen.

Studio One harmoniert natürlich perfekt mit den Hardware Produkten von PreSonus, die Unterstützung von Hardware anderer Hersteller könnte aber verbessert werden.

Ein Wort zum Preis: Das Update von Studio One 3.x Professional kostet knapp 150,- Euro, wer die Vollversion erwerben will muss knapp 393,- Euro berappen. Für andere Versionen, oder den Umstieg von anderen DAWs gibt es verschiedene Crossgrades. Übrigens kann Studio One auf bis zu 5 (fünf) Rechnern, mit nur einer erworbenen Lizenz installiert werden.

Sicher hat der Eine, oder die Andere noch mehr von diesem Update erwartet, aber eine DAW, die alles kann, wird es wohl nie geben. Meiner Meinung nach hat Studio One mit dem Update auf die Version 4.0 seinen Platz unter den besten, verfügbaren DAWs nicht nur gefestigt, sondern weiter ausgebaut. Und das Preis-/Leistungsverhältnis ist ebenfalls absolut überzeugend.

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